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PRINCE: «Musicology»

Zurück an die Front

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Foto: Armour

Er darf als eines der genialsten Musiktalente des vergangenen Jahrhunderts bezeichnet werden. Seine Eigenwilligkeit verhalf ihm schon mit 19 zu einem Blanko-Plattenvertrag, d.h. inkl. allen künstlerischen Freiheiten. Seine Eigenwilligkeit war es aber auch, die ihn in den ’90ern wieder fast ganz zurück in den Underground der Indielabels trieb, weil seine teilweise sehr extravagante Musik nicht mehr den Vorstellungen von geschliffenen Hits entsprach, wie sie sich die Majors wünschten. 2004 wird nun wieder sein Jahr.

Nach einer Aufsehen erregenden Performance bei den «Grammy Awards», wo er gemeinsam mit BEYONCÉ auftrat wurde der 45-jährige in die «Rock And Roll Hall Of Fame» aufgenommen. Für sein neues Album konnte und wollte er mit SONY MUSIC wieder einen Major als Partner finden und in Kürze wird PRINCE zu einer umfangreichen US-Tour aufbrechen.

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Mit seinen Alben «1999», «Controversy» und «Dirty Mind» begann Anfang der ’80er der kometenhafte Aufstieg des kleinen Mannes aus Minneapolis in den USA. Funky Soulsongs mit einem stampfenden Beat waren neu in der Musiklandschaft und fanden sowohl in den Clubs, als auch im soeben gegründeten MTV ihren Platz. In Europa schaffte es erst das darauf folgende Album «Purple Rain» in die Charts. Der Soundtrack zum gleichnamigen Musikfilm mit «When Doves Cry», «Let’s go crazy» und natürlich «Purple Rain» wurde mit einem "Oscar" ausgezeichnet. Es folgten die grossen Jahre mit Hits wie «Kiss» oder «Sign ’o’ the Times», dessen nur aus Typografie bestehender Videoclip Geschichte schrieb.

Parallel förderte PRINCE auch zahlreiche andere Künstler – meistens weibliche. Die Platten von SHEILA E., Schlagzeugerin seiner Band THE REVOLUTION oder den Backgroundsängerinnen WENDY & LISA tragen PRINCEs Handschrift, wie auch die Arbeiten von CAT, APPOLONIA oder JILL JONES, die allerdings wenig Erfolg hatten. Diesen konnten dafür die BANGLES umso mehr feiern. Ihr Debut «Manic Monday» wurde von PRINCE, der sich hinter dem Pseudonym CHRISTOPHER versteckte, geschrieben. Der Song, der stark an «1999» erinnert, war der Startschuss zur Karriere der erfolgreichsten Frauenband.

PRINCE schuf sich seine eigene Welt, seinen «Paysley Park», seinen eigenen Musikstil und seine eigene Sprache. So schreibt er seit über 20 Jahren beispielsweise konsequent «U» und «4» statt «you» und «for» – lange bevor sich die Rapper der ’90er dieser Kürzel bedienten. Und für «I» steht ein symbolisiertes Auge so wie er später gar ein Symbol für seinen Namen einsetzte. Nach aussen als Exzentriker auftretend, verkündete er arrogant, nur noch als princesymbol angesprochen und geschrieben zu werden. Im geschriebenen wie auch im gesprochenen Vokabular setzte sich bald «The Symbol» oder TAFKAP (=The artists formerly knows as Prince) durch. Der Hintergrund dieser Namensänderung lag allerdings darin, dass PRINCE als princesymbol vertraglich nicht mehr an WARNER gebunden war und so seine Platten unter EMI, ARISTA oder ZOMBA erscheinen und vertreiben lassen konnte. In dieser Zeit liess er seiner Kreativität freien Lauf und veröffentlichte ca. 10 Alben, darunter auch Mehrfach-CDs, unter verschiedenen Namen und Labels. Nicht alle sind von bleibendem Wert. Schliesslich begann er, seine künstlerischen Extravaganzen auf seiner eigenen Website selber zu vermarkten, was dazu führte, dass sein 2001er Album «The Rainbow Children» kaum mehr irgendwo in den Regalen zu finden war.

Ob nun in PRINCE die Einsicht gewachsen ist, dass über diesen Kanal die ganz grossen Zahlen nicht mehr zu erreichen waren, oder er einfach einer Verlockung von SONY MUSIC nicht widerstehen konnte, ist unklar. Tatsache ist, der unbequeme Star hat bei SONY unterzeichnet und das Ergebnis, das nun vorliegt, heisst «Musicology».

Wiederum spielte er viele Songs im Alleingang ein. Stilistisch hat er das Rad jedoch nicht neu erfunden. Der Titelsong erinnert an «Alphabet St.» Hitpotential hat weiter die Ballade «A Million Days» oder das fetzige «Cinnamon Girl» – allesamt typische PRINCE-Nummern. «Ich bin von Herzen Musiker und Künstler – das ist mein Beruf.» kommentiert er sein neues Album. «’Musicology’ hat keine Grenzen und passt in kein Format. Es ist die überfällige Rückkehr zu Musikkunst und -Handwerk. Darum geht es bei diesem Album.» «Musicology» ist – leider – für PRINCE-Verhältnisse nur Mittelmass. Aber eben: Für PRINCE-Verhältnisse…

Auch wenn «Musicology» nun die Charts stürmen wird – man braucht kein Prophet zu sein, wenn man behauptet, dass die Zeiten, wo es über PRINCE purpur regnet, vorbei sind. Seinen grossen Platz in der Musikgeschichte hat der kleine Mann aus Minneapolis jedoch auf sicher.

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Seit 1978 hat PRINCE unter eigenen oder anderen Namen ca. 31 Alben veröffentlicht. Hier die wichtigsten:

PRINCE: «1999» (1982)
Stellvertretend für alle drei Alben zwischen 1980 und 1982. Eine Fusion aus R’n’B, Funk, Pop und Dance

PRINCE & THE REVOLUTION: «Purple Rain» (1984)
Prägte den aufkommenden Hang zum ‘80ies-Bombast in den USA

PRINCE & THE REVOLUTION: «Around the World in a Day» (1985)
Mein Lieblingsalbum von PRINCE. Verkaufte sich allerdings nicht mehr ganz so gut.

PRINCE: «Lovesexy» (1988)
Auf Wunsch des Künstlers durfte die CD-Version nicht indexiert werden, d.h. skippen zum nächsten Song war nicht möglich.

PRINCE & THE NEW POWER GENERATION: «Diamonds And Pearls» (1991)
PRINCE, jetzt mit neuer Band, wird softer und souliger

PRINCE & THE NEW POWER GENERATION: «princesymbol»
Erstmals taucht dieses Symbol auf, vorerst aber «nur» als Albumtitel.

PRINCE: «The Black Album» (1994)
Kein grosser Wurf. Kultstatus, weil es aber 1988 von der Plattenfirma noch abgelehnt und dann als Bootleg gehandelt wurde..

princesymbol: «The Gold Experience» (1995)
Mit «The Most Beautiful Girl in the World» und neuem Namen.

PRINCE: «The Very Best of PRINCE» (2001)
Alles hat halt nicht auf einer CD Platz. «The Hits 1» und «The Hits 2» sind vollständigere Best-ofs. 

PRINCE «The Rainbow Children» (2001)
Ohne Major-Vertrag, war dieses Album vorerst nur über seine Website erhältlich. (Schweiz: DISQUES OFFICE)

PRINCE: «Musicology» (2004)
Mit SONY MUSIC einen neuen Partner gefunden, ist PRINCE wieder da.

Album: «Musicology» (Columbia / Sony)
www.npgmusicclub.com

3rdeyegirl.com

(Publiziert im TREND MAGAZIN)

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