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TIZIANO FERRO

«Mein bisher fröhlichstes Album»

Der in England wohnhafte Italostar kommt mit einem neuen Album, auf welchem JOHN LEGEND als Gast in einem Song mitwirkt. CORINNE SUTTER hat FERRO interviewt – und gezeichnet.

tizianoferro corinne

«Hallo, wir kennen uns schon!», begrüsst mich TIZIANO FERRO herzlich und sorgt bei mir für ordentliche Verwunderung. Nicht selten dürfte die Situation umgekehrt sein: Ein Reporter, der sein Gegenüber mit eben diesen Worten begrüsst, um sich zu beweisen, wie er auf Du ist mir Stars und Sternchen. Jedenfalls frage ich verunsichert, woher wir uns genau kennen, worauf er (logischerweise) anfügt, von einem Interview. Ich verneine, er grübelt, bis es ihm dämmert: Ah, du zeichnest mich, genau! Ich habe deine Website gecheckt und mir dein Gesicht gemerkt. Jetzt ist alles klar.

Woher holst du die Inspiration?
TIZIANO FERRO: Das ist schwer zu sagen. Die Inspiration kommt, wann sie kommen will, sie ist unberechenbar. Wenn ich unbedingt einen Song schreiben will, ist sie nie zur Stelle. Die verbreitete Meinung, sie entstehe durch negative Gefühle wie Liebeskummer oder Trauer, muss ich allerdings verneinen. Gerade mein neues Album ist das bisher fröhlichste. Es singt von der Dringlichkeit der Liebe – und damit meine ich Liebe im universellen Sinn.

Die hast früher in einem Gospelchor gesungen. Inwiefern beeinflusst dich dieser Musikstil noch heute?
Er beeinflusst mich mit Sicherheit, ich mag Gospel nach wie vor sehr gerne. Ich bin allgemein sehr offen bezüglich verschiedener Musikeinflüsse. Das ist auch der Grund, weshalb ich während der letzten Jahre in England gewohnt habe. Nirgendwo auf der Welt sind die Menschen so offen, nicht einmal in den USA. Im einen und selbigen Club können fünf verschiedene Musikstile laufen.

Wie stehst du zur Religion?
Ich bin gläubig. Die Message ist für mein Leben wegweisend. Was aber klar zu trennen ist von den Praktiken der Kirche, hinter welchen ich teilweise nicht stehen kann. Beispielsweise, dass die Homosexualität als etwas Teuflisches abgetan wird, oder dass der Einsatz von Kondomen in Afrika nicht unterstützt wird.

Bist du als prominente Persönlichkeit im katholischen Italien ein Vorbild für Homosexuelle? Immerhin hast du dich fernab von marketingmotivierten Gedanken zu deiner Sexualität bekannt.
Das erachte ich nicht einmal als nötig. Ein Tag, nachdem ich mich mein Comingout gehabt habe, hatte BERLUSCONI öffentlich verkündet, es sei immer noch besser, mit jungen Frauen sexuell zu verkehren, als homosexuell zu sein.
Was dich eigentlich fast schon wieder ehren kann.
Darum geht’s mir nicht. Ich erhielt am selbigen Tag unzählige SMS und Anrufe von Bekannten, die ihre Haltung ausdrückten. Kurz gesagt: Die Leute benutzen ihre Köpfe selbst, um sich von krampfhaft verbreiteten, intoleranten Vorschreibungen zu distanzieren.

Dein Erstlingswerk «Rosso relativo» hast du in Spanisch veröffentlicht. Ist die Übersetzung ins Englische ein Thema? Oder haben du und dein Label hier eine Grenze gezogen?
Erstens einmal läuft mein Plattenvertrag nächstes Jahr aus. Dies aber nur am Rande. Ich habe auch nicht vor, einen andern Vertrag zu unterzeichnen und brauche ganz einfach die Ruhe, selbst entscheiden zu können, wann ich wieder soweit bin. Was Spanisch anbelangt: Ich bin der spanischen Sprache sehr nahe, spreche sie fliessend, fühle und denke in Spanisch. Daher ist das Singen in dieser schönen Sprache naheliegend für mich. Ich vermag mich in Englisch fliessend auszudrücken, und doch kehre ich zurück ins Italienisch, wenn es um die Verarbeitung meiner Emotionen geht.

TIZIANO FERRO kriegt seine Karikatur zu Gesicht und kann sich vor Lachen kaum erholen. «Ich sehe aus wie Carlino!» Ach, er erkennt sich nicht darin, schade. Doch TIZIANO fügt an: «Mein Kollege nennt mich immer Carlino – eine Hunderasse – und jetzt ist mir klar, wieso. Er fragt höflich, ob er ein Foto machen dürfe, er müsse es ihm unbedingt gleich schicken.  

 

TIZIANO FERRO, Album: «L’Amore E Una Cosa Semplice» (EMI)
www.tizianoferro.com

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