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BELA B.

Der Rockula ist nicht nur Arzt

Herr B. ist zurück, und das mit geballter Power, welche keineswegs vermuten lässt, dass BELA B. auch aktiv ist als Synchronsprecher, Schauspieler, FC-ST.PAULI-Fan und ganz nebenbei in einer ziemlich bekannten Band spielt.

bela corinne

Sein zweites Soloalbum «Code B» rockt mit 14 textlich wie melodisch eingängigen Powerpopsongs und behandelt Themen aus BELAs fiktiver und realer Lebenswelt, darunter auch die Single, welche Körpermitte und Herz den Ohren näher bringt: «Altes Arschloch Liebe». BELA gab dem TREND MAGAZIN Mitte Oktober die Ehre zu einer Unterhaltung mit Unterhaltung: BELA (49) wurde während des Interviews karikiert.

BELA: Dann arbeitest du also als Zeichnerin und schreibst nebenher? – CORINNE SUTTER : So ungefähr. Ich hatte von klein auf viele Traumberufe, welche ich jetzt einen um den andern zu realisieren versuche. – Das ist bei mir ähnlich. Ich weiss mich in der privilegierten Position, all meine verschiedenen Leidenschaften umsetzen zu können. So synchronisierte ich vor einigen Jahren beispielsweise sämtliche Stimmen des dänischen Filmes «Terkel in Trouble», auch wenn ich natürlich nicht 50 verschiedene Stimmen drauf habe. Aber die traten ja zum Glück auch nicht alle gleichzeitig auf dem Bildschirm.

Du machst so viel Verschiedenes. Du bist für mich eine Art Unterhaltungsjunkie, dem es in erster Linie darum geht, sich selbst zu unterhalten – umso besser, wenn es dann auch noch ankommt.
Ja, das ist ganz sicher so. Meine Filme sind ja allesamt sehr erfolglos (lacht). Dafür hatte ich einmal die Chance, mir von Stuntmännern einige Stunts zeigen zu lassen, von welchen ich den einen oder andern auch selbst durchführen durfte, was natürlich ein Jungendtraum ist. Einmal zerschlug ich für eine Szene ein Glas, was als nicht ganz ungefährlich angekündigt worden war und dann auch tatsächlich ins Auge ging. So hiess es dann Finger nähen, überschminken, weiterdrehen.

Künstlern wird zuweilen eine gewisse Schizophrenie nachgesagt, da sie die Privatperson wie auch den Künstler in sich vereinen. Diese Trennung wird oft unterstützt, indem das Künstler-Ich einen Namen erhält. Gibt es eine grosse Kluft zwischen deinen beiden Ichs?
Natürlich gebe ich mich gegen aussen nicht gleich wie zu meinen Freunden. Es gibt da keinen Unterschied zu irgend einem Verkäufer, der seinerseits nicht sein Innerstes nach aussen kehren wird vor seiner Kundschaft (schmunzelnd). Wobei ich nicht so pervers bin, meine Hörer und Fans Kunden zu nennen. Und doch ist der BELA kein Alter Ego, sondern dem privaten BELA sehr ähnlich. Einfach mit Ausgrenzung gewisser Facetten wie dem Privatleben.

Bevorzugst du privat DIRK oder BELA?
Es gibt immer wieder Leute, die mich Dirk nennen, um das Gefühl zu bekommen, mir so näher zu stehen, eine intimere Beziehung mit mir zu haben als die Masse, für die ich der BELA bin. Ich möchte aber auch privat Bela genannt werden.

BELA LUGIOSI, der Schauspieler, welchem du auch deinen Vornamen verdankst, hat als letztes in einer Produktion von ED WOOD, dem offiziell schlechtesten Regisseuren, gedreht.
Nein, er hat eigentlich nicht mit ihm gedreht. Er war mit ihm befreundet. ED WOOD hat für seinen Film private Aufnahmen verwendet.

Meine nächste Frage basiert auf der Annahme, dass er – wie es auch im Dokumentarfilm dargestellt wurde – selbst mitgespielt hatte und während der Dreharbeiten starb. Offensichtlich nicht gerade das erstrebenswerteste Karriere-Ende. Du brauchst ja eigentlich nur mit dem Finger zu schnippen und wirst immer jemanden finden, der mit dir mitzieht und dir – da BELA B. – gerne bei der Auslebung deiner Ideen behilflich ist. Wirst du eher toleranter im Alter, um doch deine Träume und Leidenschaften weiter ausleben zu können, wenn auch in weniger attraktiveren Settings, oder würdest du dich lieber zurück ziehen?
Also, eigentlich fühle ich mich noch gar nicht in dem Alter, in dem ich mir solche Fragen stellen muss. – Das bist du auch nicht. Und doch ist es gut, sich mit dem Gedanken zu befassen. – Ach so. Es gibt ja zahlreiche in der Öffentlichkeit stehende Personen, welche ihre Stunden in der Sonne abgesessen haben, was auch zu sehen ist, und welche dann als Moderatoren irgendwelcher Shows ihr Comeback feiern. Was auch gut ist, denn jenen verdanke ich es, dass sie der Boulevardpresse genügend Futter geben und ich so mein Privatleben gut für mich behalten kann. Dies schwebt mir keineswegs vor. Wie sagt man so schön: In Würde altern. Ich bewundere da Künstler wie JOHNNY CASH. Sein Album «The Man Comes Around», welches er mit 71 Jahren rausgegeben hat, erachte ich als eines seiner stäksten.

Also am liebsten noch einmal den eigenen Zenit überschreiten und dann quasi auf der Spitze aufhören?
Eher das Leben, was bei allem von JOHNNY CASH durchlebten Tiefgang zur Folge haben musst, ausdrücken.

Die Karikatur ist fertig. BELA betrachtet sie ein Weilchen, ohne die Mimik zu verzerren. «Ich würde mich jetzt erkennen. Die Nase, die hohe Stirn...» – Ein gutes Zeichen, dann bist du also im Reinen mit dir selbst.

Schlussfrage: Du wärst doch der ideale Politiker. – (BELA ist leicht verlegen) Meinst du? – Du bist redegewant, attrakt...
– Redegewandt? – Du weisst dich sehr wohl auszudrücken und das weisst du! Und dann bist du eine populäre Person...
Ich sehe mich nicht als dazu befähigt. Gelegentlich vertrete ich Anliegen von ATTAC (BELA ist Mitglied der globalisierungskritischen Bewegung ATTAC.), weil man mein Gesicht kennt und ich über die Ausstrahlung verfüge. Für mehr fehlt es mir am notwendigen Hintergrund. Zudem wird immer gross geklagt, es würde nicht genügend politisiert von Seiten der Wähler, aber ich sehe das auch so bei Politikern. Die vertreten gar nicht mehr wirklich ihre Ansichten, fügen sich dem Druck der Parteien. Wie selten wird umgesetzt, was noch im Wahlkampf versprochen wurde!

Aber genau dir könnte dies offen stehen, da du als bekannter Künstler mit eigenwilliger Meinung viele für deine Ansichten begeistern könntest.
Mag sein. Aber Politiker von heute sind meist sowieso keine schillernde Persönlichkeiten oder Exzentriker mehr, sondern eher fahle Gestalten.

Es ist Zeit zu gehen, der nächste Interviewer hat das Sitzungszimmer bereits betreten. BELA bedankt sich für Bild. «Und komm ans Konzert.» – Ja, dieser Abstecher dürfte sich tatsächlich lohnen.
Und wenn’s dieses Mal nicht klappt, werde ich warten, bis das Album «Vitamin B» erscheint, in welchem uns BELA erklärt, wo er all seine Energie schöpft.

Album: «Code B.» (Sony)
www.bela-b.de

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