ZÜRI WEST: "Love"
Huldigung interessanter Banalitäten
2017 wird wieder ein ZÜRI-WEST-Jahr. Ein (nach 2012 endlich wieder einmal) neues Album, eine Tour. Die Berner stehen auf dem Lineup von zahlreichen Festivals und Openairs, darunter auch auf jenem des "Gurtenfestivals". Auf diesen Heimgig darf man sich besonders freuen.
KUNO LAUENER wird älter, wie käme er sonst dazu, einen Song über so etwas Banales wie Quitten zu schreiben. Die Frucht aus dieser Konfitüre mag man erst ab dem mittleren Alter - in meinem Fall wohl nie. Seine Gesichtszüge hängen über das Kinn, singt KUNO. Es liegt wohl daran, dass Wörter wie Trennung, Grüblen, Ruhe oder andere ähnliche sich durch das Album «Love» ziehen. Die Vergangenheit ist die meistgebrauchte Zeitform, melancholisch bis bluesig die Grundstimmung. KUNOs Gefühlswelt war noch nie hypereuphorisch, auf «Love» ist er aber auch für seine Verhältnisse nachdenklicher geworden.
«Schachtar gäge Gent», die erste Single, deutete auf ein rockigeres Album. Dem ist nicht so. Es dominieren die typischen, bandbegleiteten Erzählungen im Singer-Songwriterstil, typische Züri-West-Songs. Es sind alltägliche Geschichten mit detailliert bunten Beschreibungen, auf den ersten Eindruck banal, tiefgründiger aber schon mit politischen Interpretationsmöglichkeiten, wenn man diese denn heraushören möchte. Gedacht ist es wohl nicht so.
«Love» reiht sich perfekt in die bisherigen ZÜRI-WEST-Alben ein. Die Songs bleiben nach dreimaligem Hören hängen, als ob sie schon länger vertraut wären. Sie sind sozusagen schon von Beginn an Klassiker.
Album: «Love» (Sound Service)
www.zueriwest.ch