Im dritten Anlauf zur Neugestaltung des Marktplatzes wurden die Meinungen aller Beteiligten gesammelt, ausgewertet und als Vorgabe einem neuen Ideenwettbewerb beigefügt. Das Ergebnis ist das beste bisher. Einige Kröten muss man schlucken, aber nicht alle.
Alles Wünschbare lässt sich wegen der Gegebenheiten nicht erfüllen. So muss das Verschieben der Bushaltestelle Richtung Bahnhof wohl akzeptiert werden, auch wenn dies einige gewichtige Nachteile mit sich bringt. Während es bei vergangenen Vorlagen zuwenig war, schlägt das Pendel nun eher stark Richtung Märkte. Durch meine Idealvorstellung einer Lösung bin ich etwas festgefahren. Ein Nein wird es deswegen zu diesem vorliegenden Vorschlag von mir nicht geben, jedoch ein «aber».
Die markante Caltrava-ÖV-Wartehalle bleibt erhalten. Der viel genannte Mangel der Rückseite wäre wohl bei jedem anderen windgeschützten Unterstand dieser Grösse – und die braucht es – ebenfalls vorhanden. Bäume entschärfen die Situation etwas. In ihrer Anzahl dürften es (und werden es wohl auch) weniger sein. Eine grösserer Öffnung in der Rückwand wäre auch eine Möglichkeit.
Die Veloachsen und -abstellplätze sind praktikabel und gut. Eine wünschbare Ausfahrt nördlich des Waaghauses geht leider nicht.
Die Präsenz des Vadian-Denkmals wird durch die Entfernung der nahen Bäume verbessert.
Der Fussgängerbereich des Bohls wird von durchfahrendem Verkehr, MIV, Taxi und Velos, befreit.
Eine breit abgestützte Vorgabe des Forums war die flexibel nutzbare Fläche des Marktplatzes. Dies ist durch diese Aufstellung der Pavillons klar nicht erfüllt.
Bleibt die neu freigeräumte Marktgasse: Die Fläche wäre gross, sie würde reichen. Doch hier gibt es Auflagen betreffend Durchfahrt. Darum wird es auf diesem Platz kaum zu Veranstaltungen mit einer grossen Bühne kommen bzw. die zur Verfügung stehende Restfläche wäre dann doch ziemlich klein. Marktstände, wie sie in der Visualisierung ganz oben zu sehen sind, wären an diesem Ort eigentlich nicht möglich. Sie müssten mehr in Richtung Bank stehen, um die Durchfahrt zu gewährleisten. Ich sehe schon die Absperrgitter zwischen Publikumsraum bzw. Markt und Durchfahrt... Ich würde mich gerne irren.
Eine Veranstaltung wie diese sollte doch möglich sein!
Marktplatz, Bohl und Marktgasse, die Dreiteiligkeit des ganzen Platzes und somit dessen Historie geht verloren. Dies umso mehr, wenn der Belag, wie in der Visualisierung, diese Bereiche nicht richtig nachzeichnet. Die Achse Marktgasse-Metzger-/Goliathgasse war in dieser ausgeprägten Form nie sichtbar, standen doch Rathaus, Irator und Metzg darauf.
Die ÖV-Haltestelle vor der einzigen historischen Häuserzeile des ganzen Perimeters ist auch in dieser Variante störend, aber nicht vermeidbar. Um entsprechend dezente Dächli wird gebeten. Mehr dazu in diesem Artikel.
Die Idee der Pavillons ist gut, es ergibt sich aber keine «Flanier-Marktstrasse». Der Platz pro Händler ist aber hier sehr begrenzt.
Das Funktionieren einer Boulevardbestuhlung an der Fassade der Bank Acrevis ist äusserst fraglich. Unter den Bäumen hingegen wird im Sommer sicher gerne ein Bistro angenommen. Willkommen ist auch ein Aufenthaltsbereich für Sitzende unter den Bäumen ohne Konsumzwang. Der Platz nördlich der Pavillons ist wertvoller als jener entlang der Bank-Fassade.
Das Uniongebäude ist ausserhalb des Perimeters. Es sei aber trotzdem bemerkt, dass der Hauptpassantenstrom zum Bahnhof Richtung Poststrasse geht und gelenkt werden soll, nicht Richtung Bahnhofstrasse. Diesem Umstand sollte die Planung dieses Bereichs Rechnung tragen – auch optisch.
Im Weiteren ist im Fall des möglichen Standorts einer Bibliothek mit einem (Teil-)-Neubau zu rechnen, das Raumprogramm ist im Volumen des eigentlich gelungenen Uniongebäudes nicht unterzubringen. Einem gewünschten pulsierenden Leben würde aber ein offenes Erdgeschoss mit einer Markthalle in diesem Bereich mehr bringen. Wenn diese so gestaltet wäre, dass sie im Sommer in den Aussenraum fliessen würde, wäre ein ständiger Markt näher in diesem Bereich passender. Somit wäre der Marktplatz für eine flexible Eventnutzung frei.
Markthalle im Union und im Taubenloch
Marktplatz St.Gallen: Eine vielleicht verrückte Idee: Ein Haus in der Mitte definiert 3 Plätze
Schibenertorplatz: Grüne Insel, Rambla oder Piazza statt Parkplätze am Union