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Vorwärts

Gedanken, Ideen, Meinungen und Senf von Markus Tofalo

Von der Kanti via Stadtpark und Kulturviertel zum Uni-Campus Platztor

Eine echte Flaniermeile und ein klassischer Platz?

parkallee2St.Gallen ist kleinräumig und mit seinen 80'000 Einwohnenden keine Grossstadt. Zwar wirken einzelne Orte, wie das Bahnhofsviertel, grossstädtisch, ausserhalb des Zentrums wird es schnell wieder provinziell. Es fehlen die grossen Achsen, Boulevards und Strassenzüge, die zum Flanieren einladen.

St.Gallen ist zwar nicht komplett organisch gewachsen, die blockweise erstellten Stadterweiterungen passten sich jedoch stets den Gegebenheiten wie Gewässer, bestehende Höfe und dem Wegnetz an, so dass grossangelegte Magistralen, wie man sie von anderen Städten kennt, hier fehlen.

Am ehesten boulevardesk wirkt die Poststrasse. Sie ist eine Gerade mit einer Allee und einer massstäblich passenden Bebauung. Das Verhältnis zwischen Fahrbahnbreite und Gehbereichen zusammen mit den nördlichen Fassaden könnte kaum besser sein.

St.Gallen fehlt der mondäne Hauch im Stadtgrundriss. Nachträglich einen solchen zu schaffen, bedingt radikale Massnahmen, wie sie einst Baron Haussmann in Paris vollbringen durfte. Solches ist in Diktaturen oder Monarchien möglich, nicht aber in einer demokratischen Ordnung.

Bleibt also nur, bestehenden Strassen mittels gestalterischer Massnahmen ein solches Flair zu verleihen. Eine mögliche Strasse wäre die Parkallee.

Ich liebe Planspiele. Mein Anspruch ist es, Ideen zu skizzieren, deren Ausführung nicht gänzlich unmöglich ist und Argumente für kontroverse Diskussionen parat zu haben. Bei der Parkallee belasse ich es bei der Oberflächlichkeit und verzichte auf tiefer gehende Gedankengänge, ob schöne Bäume im Weg stehen oder die Linienführung doch zu nahe am Theater vorbei führt. Hier hinkt noch Einiges – Denkanstösse liefert es aber.

Von der Altstadt via Kulturviertel zum Unicampus

parkallee kantonsschule stgallen

Beginnend bei der Glockengasse, führt die Parkallee durch den Kantonsschulpark (bitte die Parkplätze auf dem Bild wegdenken), kreuzt bei der Bushaltestelle «Theater» die Rorschacher Strasse, durchquert als Flanierboulevard den Stadtpark zum Theaterplatz. Dieser Platz, auch schon mangels echtem Namen Kulturplatz genannt, wartet schon lange auf eine Umgestaltung.

Der Strassenzug deckt sich in der Weiterführung mit der Blumenaustrasse bis zu deren Ende an der St.Jakobstrasse, womit sie dereinst den neuen Universitätscampus der HSG mit dem Kulturbezirk verbindet. Die Blumenaustrasse wird hierzu auf eine Fahrspur, welche gleichzeitig als Gehweg dient, reduziert. Mehr dazu in einer Studie, welche in diesem Sommer veröffentlicht wird.

Die Ausbildung hat in einheitlicher Breite und seitlicher Baumbepflanzung zu erfolgen, so dass diese Parkallee in ihrer ganzen Länge homogen wirkt. Dabei ist es möglich, eine Breite von ca. 3.50m auf der ganzen Distanz durchzuziehen. Wo mehr nötig ist, wird die Verbreiterung mittels eines anderen Belags ausgebildet. So könnte z.B. der Kern gepflästert mit offenen Fugen sein, die Verbreiterung gekiest und mit Bänkli möbliert..

St.Gallen, Parkallee – von der Altstadt via Kantonsschulpark, Stadtpark, Kulturviertel zum Unicampus Platztor

Im Stadtgrundriss erscheint die Parkallee als grosser Bogen mit unterschiedlichen Radien – eine Kurven mit Geraden an ihren Enden. Es ist also möglich, ohne an bestehenden Gebäuden oder privaten Grundstücken Hand anlegen zu müssen, eine einigermassen geometrische Strasse im Zentrum St.Gallens anzulegen, wie dies auch während der Zeit des Klassizismus oder der Stickereiblüte hätte geschehen können.

Der Theaterplatz

Auf halbem Weg durchkreuzt die Parkallee den Theaterplatz. Diesen umzugestalten ist ein altes Anliegen in der Stadtpolitik. Ein 2012 erkorenes Siegerprojekt eines Wettbewerbs wurde nie ausgeführt, wohl auch deshalb, weil es wegen Übergestaltung nicht zu befriedigen vermochte.

Man hat sich verkrampft – wollte zuviel. Dabei würde ein Platz – einfach ein Platz – an dieser Stelle genügen. Tonhalle, Theater, das leider «von unnötigem Zierrat befreite» Kirchhoferhaus und das nahe Kunstmuseum braucht keine Konkurrenz in ihrer Mitte. Vorstellbar wäre eine rechteckige Fläche, mit markant platzierten Bäumen als Abschluss der Achse Museumstrasse, vielleicht einem Brunnen, einer Kunst oder einem Denkmal (für wen oder was auch immer).

theaterplatz stgallen kulturplatz 1000
Diese Visualisierung mag konservativ sein. Doch warum muss stets alles übergestaltet – overdesignt werden? Eine einfache Gestaltung ist auch im Unterhalt günstiger.
Und nicht unwichtig: Der Platz eignet sich für rote Teppiche!

Theaterplatz Kulturplatz St.Gallen

Ausserhalb der rechtickig definierten Platzfläche kann die Umgebung die Sprache der Gebäude, also auch des Theaters, aufnehmen.

Dass man beim Bau des Stadttheaters in den 1960ern die Umgebung diesem unterordnete und einbezog – die Blumenaustrasse zu einem Zickzackweg entstellte –, war ein Fehler. Gleiches geschah in den 1970ern mit dem Kornhausplatz, der den Raster des Rathauses weiterzeichnen musste. Diese Linien wurden bei der Umgestaltung entfernt und das muss auch rund ums Theater geschehen.

Der Abschnitt Tonhalle sollte die drei kürzlich gefällten markanten Bäume wieder erhalten. Eine gepflästerte Fahrbahn unterstreicht das Flair der Aufbruchzeit in diesem Abschnitt, mit Asphalt könnte man aber leben. Wichtig ist, dass sie auf der ganzen Länge als 3.50 m-Band erkennbar bleibt, auch auf dem Notkerplatz, der Kreuzung mit der Scheffelstrasse und Notkerstrasse. Auch als Freifläche für den Jahrmarkt wäre hier ein grossflächiger, freier Platz wünschenswert.

Der vernachlässigt wirkende 130m lange Rest der Blumenaustrasse erschliesst die Schulanlage Talhof-Blumenau und das Gefiert zwischen Torstrasse und St.-Jakobstrasse. Die Fahrbahn würde auf die 3.50 m Breite der Parkallee reduziert. Auf der Fläche der Verbreiterung könnten zwischen den Bäumen die nötigen Parkplätze angeordnet werden. Eine Einbahnregelung könnte den Druck auf mehr Breite entschärfen. Doch auch ohne eine solche ist bei der geringen Verkehrsmenge mit wenig Kreuzungsfällen zu rechnen.

blumenaustrasse

Die Blumenaustrasse zwischen Notkerplatz und St.Jakobstrasse als Parkalle (oben und jetzt (unten). Diese Umgestaltung ist auch beschrieben in der Strassengrünstudie, welche diesen Sommer veröffentlich wird.

blumenaustrasse jetzt

Die Parkalle endet nach dem Übergang über die St.Jakobstrasse vor dem Unicampus Platztor. Über deren grosszügigen Vorplatz gelangen Flaniererinnen und Flanierer via die Platztorpassage zurück in die Altstadt.

Nebenbei ist die Parkallee kein weiterer und sicherlich auch kein unattraktiverer Weg vom Reisebusparkplatz Spelteriniplatz zum Klosterviertel.

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The Mall im Central Park New York

 

Alle Bilder und Grafiken (ausser New York) von Markus Tofalo

 

Ungenügende Zugang zum Universitätscampus Platztor

 

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