Unser Strassennetz ist am Anschlag. Der Raum St.Gallen droht in den nächsten Jahren im Verkehr zu ersticken. Ein Ausbau der Autobahnen ist dringend nötig, sonst droht die ganze Region ins wirtschaftliche Abseits abzugleiten. Bis 2040 sollen nun alle Engpässe und Stauherde beseitigt werden. Achtung Ironie.
Hier die Auflistung an ausgebauten bestehenden und neuen Autobahnen im Raum St.Gallen.
Auf Tunnels bin ich der Einfachheit halber nicht eingegangen.
Autobahnanschluss Rorschach «Plus» («Witen»)
Damit der Verkehr in St.Gallen-West fliessen kann, ist eine zweite Ebene über der der bestehenden Autobahn nötig.
Auch im Osten der Stadt ist ein Ausbau der A1 auf mindestens 4 Spuren pro Richtung nötig.
eigentlich teilweise frei erfunden, tatsächlich ist in Gossau noch weit mehr angedacht
Wo in der obigen Auflistung nichts bemerkt ist, handelt es sich um eine freie Erfindung oder eine Idee, die von gewissen Kreisen angedacht wurde.
Doch will man der Logik der Verkehrsplaner der 1960er und '70er-Jahre folgen, würde die Entwicklung in diese Richtung gehen. Unverständlich: diese Denkweise gibt es heute noch.
Als Kind habe ich gerne in Bächen Kanäle durch Kiesbetten gebuddelt. Mit Freude habe ich jeweils festgestellt, wie das Wasser nach der Beseitigung eines Hindernisses schneller durchfliesst. Wenn immer ich glaubte, dass ich nun den letzten grossen Stein entfernt hatte, staute sich das Wasser am nächsten, was dann eine «Flutung des Umlandes» zur Folge hatte. Darum musste auch dieser Stein weg. Der Kanal wurde immer grösser und es floss mit jeder weiteren Öffnung mehr Wasser.
Mit dem Verkehr ist es ähnlich. Engpässe wird es immer geben. Baut man einen aus, wird der Durchlass erhöht, was neue Mobilitätsmöglichkeiten eröffnet, die sogleich ausgenützt werden.
Der Mensch misst Wege in Zeit, nicht in Kilometer. Steht er beispielsweise vor einem gelben Wanderwegweiser, entscheidet er aufgrund des dort angegebenen Zeitbedarfs, welchen Weg er wählen wird. Gleiches gilt für Arbeits-, Einkaufs- oder Freizeitwege. Kann ein Weg aufgrund neuer Ausbauten schneller zurückgelegt werden, kann ein Arbeits-, Einkaufs- oder Freizeitziel weiter weg anvisiert werden.
Die "Swissmetro" war eine Idee für eine Untergrundmagnetschwebebahn quer durch die Schweiz. St.Gallen – Zürich wäre in 20 Minuten möglich gewesen, St.Gallen – Bern deutlich unter einer Stunde. Die Zentralisierung wäre noch schneller fortgeschritten.
Der Ausbau eines Weges dient dem grösseren der beiden Orte, welche er verbindet, mehr. Das war schon immer so. So haben sich in der Geschichte Zentren gebildet.
Der Bedarf nach neuen Strassen und Autobahnen wird stets gleich begründet: Erreichbarkeit und Engpassbeseitigung.
Man werde sonst wirtschaftlich abgehängt. Dass die Wirtschaft dadurch auch einfacher abwandern kann, sieht man z.B. am Ladensterben. Warum soll z.B. eine grosse Modekette in einer mittleren Stadt noch eine Filiale betreiben, wenn sich jene in der grösseren Stadt gut erreichen lässt? Warum braucht es noch einen Dorfladen, wenn man an jeder Autobahnausfahrt ein mit Parkplätzen gut ausgestatteten Supermarkt vorfindet?
Selbst nach Ausführung all dieser Ideen wären an den Verknüpfungen zum untergeordneten Strassennetz, von wo an Kreuzungen nicht mehr planfrei gestaltet werden, Staubildungen sicher, ausser es wird überall kapazitätengerecht bis zum Ziel ausgebaut. Die jeweiligen Ziele müssen zudem in der Lage sein, ankommenden Verkehr in genügender Menge ohne Wartezeiten auf ihre Parkierunganlagen aufnehmen zu können.
Hochleistungsstrassen werden aus Sicherheitsgründen schon heute fast ausschliesslich richtungsgetrennt ausgeführt. Um auch auf eigentlich als 1+1 geplanten Strassen, also Autostrassen mit je einer Spur pro Richtung, Überholmöglichkeiten zu bieten, werden vermehrt mehrere Spuren gebaut. Nötig ist minimal ein Pannenstreifen mit genügender Breite, damit an stehenden Fahrzeuge vorbei gefahren werden kann. Fast alle älteren Autostrassen wurden in den vergangenen Jahren mit durchgehenden Überholverboten belegt. Um auch verbotene Überholmanöver zu unterbinden, wurden Mittelpfosten gesetzt.
Fazit: heute effektiv geplante Autostrassen, also Hochleistungsstrassen mit Gegenverkehr, werden – falls überhaupt – mehrspurig und richtungsgetrennt gebaut. Gegenüber den ursprünglich eingesetzten Kosten werden sie dadurch massiv teurer, siehe Bodensee-Thurtal-Strasse (BTS).
Ja, habe ich – massiv! Aber wer schon in den USA war, findet tatsächlich selbst in wenig dicht besiedelten Gebieten wie um Flagstaff und Prescott in Arizona auswuchernde Autobahnkreuze und 4-spurige Erschliessungsstrassen in die Quartiere. Auch Italien zeigt sich baufreudig, wenn es um "Superstrade" in der Pampa und möglichst platzfressende Autobahnknoten geht. In beiden Ländern fehlt es dafür an brauchbaren öffentlichen Verkehrsmitteln. Gänzlich unrealistisch sind diese Ideen also leider nicht.
Ich freue mich, dass unsere Kultur weiter entwickelt ist. Hoffentlich.
Zum Schluss:
Ein Engpass auf luxuriösem Niveau. Hier wird bestimmt kein weiterer Ausbau mehr nötig sein:
Die Yaza Htarni Road in Naypyidaw, der neuen Hauptstadt von Myanmar