Die geplante Umfahrung Uznach hat eine Länge von sechs Kilometern und einen Landbedarf von 150’000 m2 Fläche. Davon sind mehr als die Hälfte, 85’000 m2, Landwirtschaftsland. Geschätzte Kosten: 406 Millionen Franken (+/-15%). Die Verbindungsstrasse A15–Gaster, wie die Strasse offiziell heisst, soll Gommiswald und Kaltbrunn an die Autobahn A15 anbinden und das Städtli Uznach entlasten.
(Visualisierungen, wo nichts anderes angegeben: Markus Tofalo i.A. IGMRU)
Heute fahren täglich 17'600 Autos durch die Altstadt von Uznach. Diese soll entlastet werden. Doch gemäss Prognose des Kantons sollen auch nach der Eröffung der Umfahrung immer noch 7000 Autos das «Städtli» passieren. Von einer ruhigen und angenehmen Aufenthaltszone kann auch dann keine Rede sein.
Die neue Strasse soll entlang der Bahnlinie geführt werden. In früheren Varianten tangierte sie das geschützte Kaltbrunner Riet. Dieses soll mit dem vorliegenden Projekt geschont werden. Eine Wildtierüberführung stellt auch künftig die Verbindung für Tiere zum Steinebach sicher. Keine Massnahme scheint zu teuer, um die Natur grösstmöglich zu schützen. Das schlägt sich in hohen Kosten nieder. Zu den 403 Millionen, die der Kanton St.Gallen zahlt, kommen ca. 5 Millionen für flankierende Massnahmen.
Linienführung der geplanten Verbindungsstrasse A15-Gaster (Grafik: Kanton St.Gallen)
Diese Linienführung führt zu ca 150 bis 180 Enteignungen bei budgetierten 27 Mio. Franken. Über das Projekt abstimmen kann nur die Gemeinde Uznach. Die Bevölkerung des zahlenden Kantons wird nicht befragt. Die kommunale Abstimmung findet am 24. Novmber 2024 statt.
Was für die Autobahnen des Bundes gilt, gilt auch für dieses kantonale Bauvorhaben:
Neue Strassen bringen mehr Verkehr. Studien belegen das.
Eine Allee mit gewachsenem Baumbestand wird gerodet, die Breite der Strasse innerorts verdoppelt. Ausserorts wird die Benknerstrasse an die Bahnlinie verlegt, was auch zusätzlich Landfläche benötigt.
Der Knoten Grynaustrasse – Benknerstrasse wird ausgebaut. Die Verkehrsbeziehung Tuggen – Uznach-Zentrum wird nur noch für Linienbusse angeboten. Der MIV hat rechts abzubiegen, bis zum neuen Kreisel am Ortsausgang zu fahren und dort zu wenden. (siehe Bild ganz oben)
Hier soll viel gerodet werden und auch ein Hausabbruch ist vorgesehen. (Visualisierungen: Markus Tofalo i.A.GRÜNE Uznach)
Ein kreuzungsfreier Halbsanschluss trennt auf der neuen Benknerstrasse den Verkehr Richtung Benken von der Umfahrung ab. Diese führt in den Rotfarbtunnel. Der 700m lange Tunnel benötigt wegen seiner Länge eine künstliche Belüftung und weitere aufwendige technische Einrichtungen, was sich in Unterhaltskosten niederschlagen wird. Er unterquert die SOB-Bahnlinie, Kulturland und das östlichste Quartier von Uznach. Der Rotfarbtunnel wird im Tagbau erstellt.
Vor dem Kreisel Rotfarb endet der Tunnel. Die Umfahrung führt geradeaus durch den Kreisel weiter bergaufwärts. Dieses Bild zeigt sinnbildlich den hohen Landverbrauch der Umfahrung Uznach. Die Bachfreilegung wäre übrigens auch unabhängig vom Strassenbau möglich. Der Weiher dient als Rückhaltebecken des Strassenabwassers, bevor dieses in den Bach abfliesst.
(Visualisierung Kanton St.Gallen)
Besonders auffällig in der Landschaft wäre die Haselweidbrücke zwischen dem Kreisel Rotfarb und Gommiswald. Sie erinnert an den rücksichtslosen, brückenorientierten Strassenbau, welchem man oft in Süditalien begegnet. Gemäss Prognosen würden künftig lediglich 4000 Autos pro Tag diesen Viadukt befahren. Fotorealistische Visiualisierungen sind auf der Website Umfahrung Nein zu finden.
Im Westabschnitt der Umfahrung fällt die lange Bahnüberführung mit Anschluss im Burgerfeld auf.Die neue Strasse verläuft südlich der Bahnlinien und somit hinter der heutigen Grenze vom überbauten Gebiet zur Landwirtschaft. Ein altes Bauernhaus muss weichen, ebenfalls ein grosses Gewerbegebäude. Warum verlängert man nicht einfach die Zufahrt zum Autobahnanschluss Richtung Gewerbegebiet und erschliesst diese so direkter?
Die Morgenstrasse dient u.a. einem Landwirtschaftsbetrieb zur Erschliessung seiner Anbauflächen. Die Umfahrung wird ihm künftig den direkten Weg zu seinen Feldern abschneiden. Auf eine Schallschutzwand soll verzichtet werden.
Uznach hat es verpasst, in der Zeit des grossen Wachstums des Strassenverkehrs, also von den 1950ern bis Anfang 1970er-Jahre, Flächen für eine südliche Altstadtumfahrung entlang des SOB-Gleises freizuhalten. Inzwischen ist diese überbaut. Dabei war das kommende Problem für die Altstadt absehbar. Unmöglich wäre damasl eine Kurzumfahrung nicht gewesen. Im Osten der Stadt St.Gallen wurde die Bebauung bereits Anfang 1960 auf ein mögliches Trassee der Autobahn A1 abgestimmt.
Eine mögliche Alternative zu diesem Grossprojekt sieht die IG Mobilität Region Uznach (IGMRU) in einem doppelspurigen Grosskreisel. Stau entsteht wegen Linksabbiegern. Dieser Kreisel reduziert die Linksabbiege-Fälle und somit Stau und schafft gleichzeitig Raum für wartende vor dem Bahnübergang, ohne dass diese den restlichen Verkehr behindern. Andere Alternativen sind Tunnels im Städtlibereich – günstiger und landschonender als die geplante Grossumfahrung.